Tablets sind nur etwas für Leute, die Angry Birds auf der Couch spielen wollen
Bis vor kurzem war das noch meine Meinung, was das Thema Tablets angeht. Ich konnte zwar durchaus verstehen, dass ein Tablet für Leute, die hauptsächlich im Internet surfen und ein paar E-Mails schreiben, eine gute Alternative zum Laptop sein kann, für mich persönlich war ein Tablet jedoch nichts. Wenn überhaupt, dann hätte ich mir ein Surface Pro vorstellen können, denn dort kann man schließlich “richtige” Programme installieren.
Aktuell schreibe ich nun allerdings an zwei Büchern für den Hanser Verlag zum Thema Windows 8 App Entwicklung. Natürlich wollte ich in diesen Büchern gerne beschreiben, wie man eine App auf einem Tablet debugged. Da ich ansonsten keinen weiteren Verwendungszweck für ein Tablet sah, fragte ich bei der Microsoft GmbH an, ob ich eines als Teststellung erhalten könnte. Glücklicherweise waren noch ein paar Surface RT übrig, so dass ich seit Sommer in den Genuss kam, fleißig zu testen.
Bereits kurz nachdem ich das Gerät erhalten hatte, wurde aus meiner anfänglichen Ablehnung gegen Tablets eine große Begeisterung für das Microsoft Surface und Windows RT.
So konnte ich auf dem Surface zum ersten Mal einige Probleme nachstellen, die uns Nutzer unserer Kalender App GMail Calendar berichtet hatten. Auf meinem Lenovo Laptop mit Intel Core I7, 8GB Ram und auf meinem Intel Ultrabook lief die App stets problemlos. Das Surface RT ist mit seinem NVIDIA Tegra 3 ARM Prozessor allerdings ein wenig langsamer. In der Regel ist das kein Problem. Allerdings führten wir einigen Code in einem Background-Worker aus. Dieser ist – abhängig davon ob es sich um die primäre Lock-Screen App handelt oder nicht – auf 2s CPU Zeit alle 15 Minuten oder 1s CPU Zeit alle zwei Stunden begrenzt. Denkt man in diesen Dimensionen, dann macht es natürlich einen Unterschied, ob man auf einem Intel Core I7 Ultrabook testet, oder auf einem Surface RT mit NVIDIA Tegra 3 ARM Prozessor.
Fazit für mich war demnach: Wer Apps für Windows 8 entwickelt, sollte diese in jedem Fall auch ausgiebig auf einem RT Gerät testen.
Abgesehen davon, konnte ich aber auch einen tatsächlichen Mehrwert für meine tägliche Arbeit feststellen. In meinem Beruf als Trainer und Berater halte ich häufig Schulungen oder gebe Präsentationen. Die meisten dieser Schulungen sind eine Mischung aus Powerpoint-Präsentation und Code-Beispielen. Zum Präsentieren nutze ich dabei sehr gerne den Powerpoint Präsentationsmodus. Dieser ermöglicht es, dass ich gleichzeitig die aktuelle Folie, meine Notizen zu dieser Folie und eine Vorschau auf die nächste Folie sehe. Somit komme ich nie in die Situation, dass ich vergesse, was ich zur aktuellen Folie sagen wollte, oder beim Folienwechsel überrascht bin, da ich eigentlich eine ganz andere Folie erwartet habe. Um den Präsentationsmodus nutzen zu können, muss ich meinen Bildschirm auf den Beamer “erweitern”. Ich habe also ein anderes Bild auf dem Laptop als auf dem Beamer. Dort sollen schließlich nur die Folien sichtbar sein. Diese erweiterte Ansicht ist bei Live-Demos in Visual Studio natürlich extrem hinderlich. Während der Demos möchte ich mich natürlich nicht umdrehen und auf die Leinwand während des Tippens gucken, sondern auf meinem Bildschirm dasselbe Bild wie die Teilnehmer sehen.
Bisher war dies mit einem ständigen Wechsel von “erweiterter Bildschirmanzeige” auf “duplizierte Bildschirmanzeige” und wieder zurück verbunden. Ein solcher Wechsel sorgte für unschönes Flackern auf dem Display und nicht selten konnten die Teilnehmer während des Wechsels die Notizen zu meinen Folien lesen.
Da auf dem Surface bereits Microsoft Office 2013 vorinstalliert ist, bestellte ich mir bei Amazon für ca. 15 € einen günstigen Micro HDMI auf VGA Adapter für mein Surface RT, um in Zukunft etwas komfortabler präsentieren zu können. Dabei handelt es sich zwar nicht um den original Microsoft Adapter, allerdings funktioniert er genauso gut und kostet weniger als die Hälfte. Zusätzlich holte ich mir einen kleinen VGA Switch. Diese Kombination ermöglicht es mir nun, auf dem Surface die Powerpoint Präsentation im Präsentationsmodus abzuspielen und bei Bedarf einfach über den VGA Switch auf meinen Laptop zu wechseln. Der Laptop läuft mit duplizierter Anzeige, so dass ich dort dasselbe sehe wie meine Teilnehmer über den Beamer.
Allerdings muss man bei diesem Setup bedenken, dass es sich bei dem auf dem Surface vorinstallierten Office um die Home & Student Variante handelt, die nicht für den gewerblichen Betrieb zugelassen ist, außer man ist im Besitz einer gültigen Office 365 Lizenz. Als Microsoft Cloud Essentials Partner verfüge ich über eine Office 365 Lizenz, so dass der kommerzielle Einsatz in meinem Fall in Ordnung ist.
Nun reicht es natürlich nicht aus, das Surface nur mit dem Beamer zu verbinden und PowerPoint zu starten. Vorher müssen die PowerPoint Dateien auch auf das Surface übertragen werden. In den meisten Fällen nutze ich dazu SkyDrive. Ich erstelle die Präsentation auf meinem Laptop, lege sie auf SkyDrive ab und kann sie dank automatischer Synchronisation sofort über die SkyDrive App auf dem Surface öffnen. Wenn ich bei einer mehrtägigen Schulung bereits am Vorabend zu meinem Kunden anreise, nehme ich das Surface auch gerne mit ins Restaurant zum Abendessen und gehe, während ich auf meine Bestellung warte, noch einmal die Folien durch. Dank des Touch Covers kann ich so auch noch bequem letzte Änderungen vornehmen, die anschließend wieder automatisch über SkyDrive auf meinen Laptop synchronisiert werden. Meinen Laptop habe ich – obwohl er relativ leicht und flach ist - nie mit ins Restaurant geschleppt. Das Surface ist allerdings so handlich, dass ich es komfortabel mitnehmen und die Wartezeit auf mein Essen etwas interessanter gestalten kann, als einfach nur in die Gegend zu schauen.
Da sich das Surface also bereits nach kurzer Zeit im produktiven Arbeitsablauf bewährte, war ich bereits ein wenig traurig, dass ich es nicht dauerhaft behalten durfte. Umso mehr freute ich mich, als ich erfuhr, dass ich als Teilnehmer des Microsoft Global MVP Summits im November ein Surface 2 zu Sonderkonditionen kaufen konnte.
Natürlich nutzte ich das Angebot und bin vom Surface 2 sogar noch überzeugter als vom Surface RT der ersten Generation. Die vermutlich bereits bekannten Verbesserungen des Surface 2 sind:
Als Zubehör habe ich mir ein TypeCover 2 gekauft. Mit dem Touch-Cover konnte ich mich nie richtig anfreunden. Es ist zwar besser als die Bildschirmtastatur, allerdings kam ich mir immer vor, als würde ich auf einer Iso-Matte oder alten Flip Flops herum drücken. Wobei ich mir selbst bei den beiden nie sicher war, ob Flip-Flops nicht aus alten Iso-Matten hergestellt werden. Auf dem TypeCover 2 kann ich hingegen richtig gut tippen.
Alles in allem ist für mich das Surface 2 derzeit die perfekte Ergänzung zu meinem Laptop für meine tägliche Arbeit. Dass ich auf dem Surface 2 keine “echten Windows Anwendungen” installieren kann, finde ich entgegen meiner Erwartung nicht im geringsten störend. Stattdessen nutze ich es zu dem, wozu Tablets gedacht sind: Um schnell E-Mails lesen und im Internet recherchieren zu können. Dass ich außerdem PowerPoint, Word und Excel nutzen kann, ist für mich ein unschlagbarer Mehrwert. Wie in diesem Artikel beschrieben, vereinfacht dies meine Arbeit sehr und ich glaube sogar, dass viele Heimanwender gar keinen “echten PC” mehr zusätzlich benötigen. Für einen großen Teil dürfte die Kombination aus Office und Browser alles sein, was sie zum glücklich werden benötigen. Ich glaube, privat würde mir höchstens eine vernünftige Online-Banking- und Einkommensteuer- Software fehlen. Aber vielleicht fällt Buhl Data das ja auch irgendwann auf und stellt Wiso MeinGeld und die Software zur Steuererklärung als App bereit. Und falls die internen Ressourcen bei Buhl Data nicht reichen: Als Freelancer und Microsoft MVP für Client Developement mit Fachgebiet Windows 8 Apps bin ich genau für solche Projekte buchbar :-)
Eine Sache hat sich übrigens noch geändert, seitdem ich mein Surface 2 habe: Ab und zu spiele ich jetzt sogar abends Angry Birds auf der Couch ;-)
Es gibt 3 Kommentare
Ein Stift wäre super. Gerade bei Schulungen / Präsentationen könnte man das Surface so auch direkt als Whiteboard nutzen oder in den Folien herum kritzeln